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Montag, 06. August 2012 15:02

Die Zweiundzwanzig Grundsteine der Schöpfung עשרים ושתים יסודות בריאה

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ב"ה

BB“M, Berlin

וְאֵרַשְֹתִּיךְ לִי בֶּאֱמוּנָה וְיָדַעַתְּ אֶת-ה':

„und ich will dich mir verloben in Treue;

und du wirst HASHEM erkennen“

(Hoschea 2,20)

 

הקדמה

Einleitung

 

Wenn die Schöpfung kein Produkt des Chaos ist, dann ist es nur folgerichtig, dass sie ein Resultat einer alles überragenden Intelligenz ist. Abraham Awinu, dem das Werk ספר יצירה SEFER YEZIRAH, „Das Buch der Schöpfung“ zugeschrieben wird, betrachtete die Schöpfung als ein Gebäude, und dementsprechend sieht die Tradition den Schöpfer als den Baumeister. Diese Art und Weise zu denken eröffnet uns eine fruchtbare Herangehensweise, mit der wir uns der Schöpfung, dem „Schöpfungswerk“, dem מעשה בראשית MA’ASSE BERESHIT, wie es die CHASA´´L (unsere Weisen, ihr Andenken sei uns zum Segen) nennen, nähern können.

Es liegt ebenfalls klar auf der Hand, dass jedes intelligente Werk einerseits einen Zweck und einen Nutzen haben muss und dass beides auf der Grundlage ihrer Beschaffenheit , ihrer Organisation und ihrer Funktion erkannt werden kann, soweit keine Hindernisse, bzw. Erschwernisse vorliegen, wie z.B. eine unbekannte Beschaffenheit, eine undurchschaubare Organisation und eine zu komplexe Funktion.

Beschaffenheit, Organisation und auch Funktion des „Schöpfungswerkes“ sind allesamt enthüllt. Sie lassen sich mittels unserer Sinne und unseres Intellekts untersuchen, erforschen und einordnen.

Andererseits sind aufgrund eines Werkes jedoch nur indirekt (wenn überhaupt) die Motivation und die Werkzeuge des Meisters erkennbar. So können wir derzeit zwar die Pyramiden als solche erkennen und ihnen aufgrund der archäologischen Funde eine Funktion zuordnen, doch über die eigentliche Motivation der Pharaonen kann man gegenwärtig nur spekulieren. So ist es nicht nachzuweisen, dass sie alle an Größenwahn litten (und ich denke, dass das auch nicht stimmt). Ebenfalls sind die Werkzeuge der Pyramidenbauer bis heute ein Rätsel. Allerdings geben die Inschriften uns weitere Auskunft über die Weltanschauung der alten Ägypter, so dass wir auch über ihre Motivationen Vermutungen anstellen können, vom Wissen jedoch sind wir weit entfernt. 

Unstrittig ist auch, dass jedes Werk auf seinen Schöpfer hinweist und von ihm zeugt, so auch der אדם ADAM, der Mensch. Wir sind es gewohnt, den Menschen als die Krone der Schöpfung zu sehen. Ist das selbstverständlich? Was ist das Kriterium, nach welchem dies festgelegt wurde? Unsere Weisen lehren, dass es im Universum keine „toten“ Dinge gibt, nur verschiedene Formen von Leben:

  • Das mineralische Leben

  • Das pflanzliche Leben

  • Das tierische Leben

  • Das menschliche Leben

Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist erstens der freie Wille, das ist die Fähigkeit eine Wahl zwischen mindestens zwei Alternativen zu treffen; und zweitens die Fähigkeit zu sprechen. Auf den ersten Blick erscheint es nicht logisch, denn auch Tiere haben ihre Formen der Kommunikation. Aber hier ist die Fähigkeit gemeint, das eigene Ich zu reflektieren, sich sein eigenes Selbst zu vergegenwärtigen und sich mitzuteilen – das ist das Selbstbewusstsein.

Diese einzigartige Fähigkeit zeugt von einer „doppelten“ Intelligenz:

Zum einen kann der Mensch „schlüssig“ denken, oder besser gesagt, „rechnen“ (חשב CHASHAW) d.h. er kann Sachverhalte und Zusammenhänge erfassen, ordnen und Schlüsse daraus ziehen. Wir ordnen und gewichten die Dinge zuvorderst nach ihrer existenziellen Bedeutung, was dann auch ihr offensichtlicher Wert für uns ist: Wir müssen essen, trinken und ruhen, wir benötigen Schutz gegen Wetter und wilde Tiere. Wir wollen uns fortpflanzen. Diese Grundbedürfnisse können z.B. auch die Affen stillen, wie man experimentell längst bewiesen hat.

Jedoch kann der Mensch, wenn er will, die Dinge anderes ordnen, weil er ihnen eine andere Wertigkeit verleiht als oben beschrieben. Er zügelt dann seine natürlichen Bedürfnisse und unterstellt sie einem höheren Wert. Dies trifft dann zu, wenn offensichtlich kein Nutzen aus einer bestimmten Tätigkeit gezogen werden kann, wie zum Beispiel aus der Beerdigung eines anderen Menschen. Diese Art von Tätigkeit nennt die Tradition גמילות חסדים GMILUT CHASSADIM, „Liebeswerke“.

Genau das war Abrahams Stärke. Er liebte es, anderen Menschen Freude zu bereiten und zwar ohne die Erwartung einer Gegenleistung, und dafür waren ihm keine Mühe zu viel und keine Kosten zu hoch. Er war der gastfreundlichste Mensch der Welt (siehe die Geschichte vom Besuch der Wanderer in Bereschit 18).

Aus welcher Einsicht heraus handelte er? Er erkannte, dass GMILUT CHASSADIM, Liebeswerke bei dem Schöpfer von Himmel und Erde die höchste Priorität haben. Abraham lehrt uns, was HASHEM motivierte, die Schöpfung zu erschaffen, nämlich die Liebe und die Freude am Schenken, sowie der Wille geliebt und erkannt zu werden.

Wir können daher zusammenfassen: Den Menschen unterscheiden drei Dinge vom Tier:

 

a) Der freie Wille, sprich die freie Wahl;

b) Die Sprache, das ist das Bewusstsein


c) Die Freude an GMILUT CHASSADIM Liebeswerken, das ist auch die

Freude daran, sich mitzuteilen.

Je mehr wir darüber nachdenken werden, desto klarer wird vor uns der Vers erscheinen: G-tt machte den Menschen in Seinem Ebenbild und Gleichnis. Er machte ADAM nicht mit dem Ziel, dass dieser selbst G-tt werde, CHALILA. Er machte ADAM, damit er G-tt gleiche. Diese Absicht G-ttes geht auch aus der Bedeutung des Namens א-דם A-DAM hervor, nämlich א – steht für אלהים G-tt; דם – kommt von דמה DOMEH, ähneln; א-דם bedeutet also G-tt ähnlich.

Konsequenter Weise beschäftigen wir Menschen uns mit den drei oben genannten Gegenständen, die uns als Mensch auszeichnen und durch die wir uns im Ebenbilde G-ttes wieder erkennen. Die Thora teilt uns mit, dass alle Kreatur durch das Reden G-ttes erschaffen wurde. Die Weisen Israels lehren uns darum, dass wir uns mit der Sprache G-ttes, der לשון קודש LASCHON KODESH, der Heiligen Sprache, befassen sollen. Denn durch sie, die לשון קודש LASCHON KODESH, die Heilige Sprache ist alles erschaffen, gebildet und gemacht. Wenn man einwenden möchte, alle Sprachen wären von G-tt, da Er alle Sprachen beherrscht , und man könne sich daher mit demselben Erfolg mit Englisch, Russisch oder Japanisch beschäftigen, so sei geantwortet: Richtig ist, dass der Heilige, g.s.E., alles weiß und kann, dennoch ist es offensichtlich, dass es eine bevorzugte Sprache gibt, durch die Er sich als erstes mitteilte: לשון קודש LASCHON KODESH, Heilige Sprache, die man auch als לשון עבר LASHON AWAR, Alte Sprache bezeichnet.

Diese „Alte Sprache“ ist von solch einer fundamentalen Wichtigkeit, dass ich an dieser Stelle einige Ausführungen über sie machen möchte. Die Bezeichnung לשון עבר LASHON AWAR, die Alte Sprache weist auf eine biblische Person, und auf ein entscheidendes Ereignis in der Menschheitsgeschichte hin. Die Rede ist von עבר EWER, der zwei Söhne hatte, Peleg und Jaktan, wie es heißt (Bereschit 10,25): „Und dem Ewer wurden zwei Söhne geboren. Der Name des einen war Peleg, denn in seinen Tagen wurde die Erde zerteilt; und der Name seines Bruders war Jaktan“. Gemeint ist, dass in der Generation Pelegs aufgrund der Sünde mit dem Turmbau zu Babel G-tt die eine, allen Menschen gemeinsame Sprache verwirrte, und in Folge dessen gingen 70 Sprachen, sozusagen „Sprachtöchter“, aus dieser einen Sprache hervor, und zwar entsprechend der Zahl der Nachkommen von Schem, Japhet und Cham. Allein Ewer und seine Nachkommen behielten LASCHON EWER, die Sprache Ewers, oder die Alte Sprache (nämlich die vor der Sprachverwirrung) in Erinnerung und Gebrauch. Dadurch unterschieden sie sich schon damals von den anderen Völkern. Dies erklärt, warum es der Thora wichtig ist, uns mitzuteilen, dass Abram (damals noch nicht Abraham) ein Hebräer ist, wie es heißt (Bereschit 14,13): „Und es kam ein Entronnener und berichtete es Abram, dem Hebräer“. In diesem Kontext wird klar, warum G-tt Abram gerade nach Kena’an führte: Es war von Anbeginn der den Hebräern zugesprochene Landstrich, wie Joseph HAZADIK der Gerechte ausführt (Bereschit 40,15): „...denn gestohlen bin ich aus dem Lande der Hebräer“. Diese Hebräer behielten nicht nur die Sprache, sondern auch die Erinnerung an den Einen G-tt. Aus diesem Grund sandte HASHEM Mosche Rabbenu, Aharon und die Ältesten Israels mit folgenden Worten zum Pharao (Schemot 3,18): „...und du sollst hineingehen, du und die Ältesten Israels, zu dem Könige von Ägypten, und ihr sollt zu ihm sagen: HASHEM, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet; und nun lass uns doch drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen, dass wir HASHEM, unserem Gott, opfern.“

Ein weiterer wichtiger Grund sich mit dem LASCHON KODESH zu beschäftigen ist folgender: Die Sprache bildet das Bewusstsein und das Denkvermögen des Menschen. Die Sprachverwirrung ist deshalb nicht nur ein geschichtliches Ereignis, sondern eine Kraft, die der Ewige, g.s.E., weiterhin wirken lässt, und zwar solange die Menschheit nicht umkehrt. Wie drückt sich das aus?

Ein kurzer Blick auf die Geschichte zeigt, dass je nachdem welche Macht, Imperium oder Herrschaft die Menschheit oder Teile davon dominierte, immer auch ihre Sprache und ihre Kultur zur Dominanz führte. Die Aramäer waren laut Thora die erste Großmacht, die ihre Sprache über die Sprachen aller von ihr beherrschten Völker triumphieren ließ, bis auf Israel, obwohl auch dort Aramäisch mit den Zurückkehrenden aus der גלות GALUTH, Verbannung von Babel zur Umgangssprache und neben Iwrit benutzt wurde. Aramäisch ist bis heute eine Sprache der jüdischen Gelehrten geblieben. Dann folgten das Griechische und das Lateinische. Mandarin herrscht im Reich der Mitte; Spanisch in Lateinamerika (bis auf Brasilien). Englisch ist heute die Sprache der Weltpolitik, der globalen Wirtschaft und der Wissenschaft. Die Sprachen durchdringen einander, adaptieren Fremdwörter und Begriffsinhalte andersartiger Kulturen und Weltanschauungen. Im Zeitalter der globalen Kommunikation schreitet die Sprachverwirrung sogar schneller voran, als je zuvor.

Ein Beispiel soll genügen, um die Reichweite der Sprachverwirrung aufzuzeigen.

Der Begriff „G-tt“. Während der Antike, als der II. Tempel noch stand, wussten die Völker, dass es einen Schöpfer gibt, auch wenn sie selbst meistens wegen ihres Götzendienstes keine Beziehung zu Ihm hatten. Doch gerade zur Zeit des Wirkens Jeschuas breitete sich der monotheistische Glaube Israels zunehmend aus, sodass Jeruschalajim zu einem bedeutenden kulturellem Zentrum wurde und jährlich Massen von Pilgern anzog. Betrachtet man die damals wichtigen Wirtschaftsstraßen, so sieht man, dass einige Hauptverbindungen von Nord nach Süd (Europa-Afrika über die Mittelmeerküste) und von Ost nach West (Indien, Persien nach Europa über die Strecke Damaskus – Hafenstadt Akko) durch Israel führten, was neben dem Kulturtourismus zum erheblichen wirtschaftlichen Erfolg führte. Herodes war nicht ohne Grund in der Lage, neue Städte und einen neuen Hafen (Caesarea) zu bauen, sowie den II. Tempel abzutragen und ihn erheblich größer und prächtiger auf einer Gesamtfläche von 144.000 qm neu zu errichten. So gewannen die Kultur und die Religion der Juden einen immer größeren Einfluss innerhalb des Römischen Imperiums. Der Hass, der Neid und die Angst, die Machthoheit auf einem „weichen“ Weg zu verlieren, sollten als Motivation der Römer, Jeruschalajim zu vernichten, nicht unterschätzt werden. Wer über die Heilige Stadt triumphierte, wurde zum Weltherrscher – so war es seit Nebukadnezar. Titus reichte es nicht den Tempel zu verbrennen. Vorher riss er den Vorhang zum Allerheiligen herab und vergewaltigte vor Ort eine Frau.

Der neue Weg des jüdischen Glaubens, verkündet von den 12 Aposteln und Paulus im Namen Jeschua HaMelech HaMaschiach zur Zeit als der Herodianische Tempel noch stand, öffnete allen gläubigen Menschen die Möglichkeit der Heiligung und Gottesanbetung (siehe Apostelgeschichte 15). Auch nach der Zerstörung des Tempels breitete sich daher der Einfluss der jüdischen Kultur und Israels Weltanschauung unaufhaltsam aus. Es war derselbe Hass und purer Machtkalkül, der zur Abspaltung der römischen Gemeinde von Jeruschalajim und schließlich zum Abfall führten. Das Konzil von Nicäa markiert einen Wendepunkt in der Geschichte. Dort hat die westeuropäische Geistlichkeit um den Bischof von Rom entschieden, den Begriff G-ttes gegen die Offenbarung am Sinai (Schemot 20) zu definieren, in dem man die Behauptung festschrieb, dass der Mensch Christus wesensgleich mit G-tt sein soll. Einige Jahrzehnte später wurde der Begriff G-ttes um die Hypostase „Heiliger Geist“ erweitert.

Wir sehen, dass es einen erheblichen Bedarf gibt, mehr als das – es tut Not, die Heilige Sprache und ihre Begriffe wieder aufleben zu lassen, um sie so aus dem Kerker im Getto des Hasses zu befreien, auf dass die Weisheit G-ttes uns den Weg unseres Herrn Jeschua HaMaschiach zum Ewigen Leben wieder erleuchtet.

Abschließend möchte ich die Essenz dieser Einleitung hervorheben: G-tt hat aus freiem Willen und ohne Erwartung irgendeiner Gegenleistung in einem Akt der Selbsterkenntnis die Schöpfung erschaffen, um Freude zu spenden, und um sich an der Freude Seiner Geschöpfe zu erfreuen, d.h. an der Freude ADAMS, G-tt zu erkennen, wie es heißt:

 

„Und ich will dich mir verloben in Treue;

und du wirst HASHEM erkennen“

(Hoschea 2,20).

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JadBJad

JadBJad e.V. unterstützt den Dienst LaSchoresch (die Wurzel) - zurück zu den Wurzeln. JadbJad, 2007 im Landkreis Dachau gegründet, fördert und unterstütz die Wiederherstellung und das Blühen der jüdischen Kultur in Deutschland.

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